Osten-Sacken: "Neue Regeln für den Nahen Osten"
Mit der überraschenden Ankündigung der Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien und der impliziten Anerkennung des syrischen Interimspräsidenten Ahmed al-Sharaa vollzieht die USA eine Abkehr von bisherigen US-Prinzipien wie Demokratieförderung und Nation-Building.
Diese Entwicklung begünstigt autokratische Regime wie die Golfstaaten und die Türkei, die wirtschaftliches Interesse am Wiederaufbau Syriens haben.
Gleichzeitig verlieren demokratisch orientierte Kräfte in Syrien an Einfluss, während al-Sharaa als legitimer Staatschef etabliert wird.
Die regionale Machtbalance verschiebt sich dadurch deutlich. Israel verliert an Bedeutung für die USA, großer Verlierer ist aber das iranische Regime, dessen Einfluss im Nahen Osten stark geschwächt ist. Die autokratischen Golfstaaten hingegen stärken ihre Position erheblich.
Sie treiben ihre Vision eines wirtschaftlich erfolgreichen, aber autoritär regierten Nahen Ostens nun mit amerikanischer Unterstützung voran. Für Verfechter demokratischer Veränderungen in der Region verschlechtern sich die Perspektiven weiter.
Thomas von der Osten-Sacken ist Mitgründer und Geschäftsführer der seit den 1990er Jahren im kurdischen Nordirak tätigen Hilfsorganisation Wadi e.V. und regelmäßiger Autor auf der Webseite www.mena-watch.com.
Kommentare
Neuer Kommentar