Der Mena-Talk

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Ralph Ghadban über die Clans

Ralph Ghadban über die Clans

Im Gespräch mit Maya Zehden spricht der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban Europa über die organisierte Clan-Kriminalität aus dem Libanon

Ralph Ghadban wurde 1949 im Libanon geboren und lebt seit 1972 in Deutschland. Er studierte Philosophie in Beirut und promovierte als Politikwissenschafter in Berlin. Seit 1993 ist er in der Migrationsforschung mit dem Schwerpunkt Islam im Westen tätig.

Im Gespräch mit Maya Zehden erläutert der Verfasser zahlreicher Publikationen zum Thema Clankriminalität, wie und warum die Einwanderung aus dem Libanon in mehreren Wellen zur heutigen Situation führte, in der einige Großfamilien die organisierte Kriminalität unter anderem in Berlin, Frankfurt, Essen und Bremen dominieren. Ghadban weist dabei auf wichtige ethnische Unterschiede hin, einen der Indikatoren für die Gewalttätigkeit der jeweiligen Gruppe.

Grundlage für diese Entwicklung ist die Lage im Libanon, die schon immer von Bürgerkriegen geprägt war und die seit der Infiltration durch die vom Iran gesteuerte Hisbollah und zusätzlich den Krieg mit Israel desaströs ist. Bedroht seien jetzt vor allem die letzten Christen im Libanon. (Ein Gespräch in drei Teilen, dessen nächste Folge in einer Woche hier erscheint.)

Palästinensischer Brückenbauer mit Vision: Ahmed Fouad Alkhatib im Gespräch mit Maya Zehden

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Im Gespräch mit Maya Zehden erläutert Ahmed Fouad Alkhatib sein Ziel, einen Palästinenserstaat an der Seite Israels zu errichten, der die über die Nachbarländer verstreuten Palästinenser aufnimmt.
Die Familie von Ahmed Fouad Alkhatib stammt ursprünglich aus dem Gazastreifen. Erst 2005, im Alter von fünfzehn Jahren, lernte er bei einem Kulturaustauschprogramm in den USA zum ersten Mal Juden und Israelis kennen. Er beantragte politisches Asyl und lebt seitdem in den USA, wo er im vergangenen Jahr den Masterabschluss in Geheimdienststudien an der American Military University absolvierte.

Alkhatibs Hauptthema ist die politische und humanitäre Lage im Gazastreifen. Dabei äußert er sowohl Verständnis für als auch Kritik an Israel. Schuld am Leid der Palästinenser weist er allerdings ihrer Führung zu. Weder die Hamas noch die Fatah noch die arabischen Staaten hätten in der Vergangenheit das Wohl der palästinensischen Bevölkerung im Sinn gehabt. Mehrmals verpassten sie die Chance für Frieden mit Israel.

Alkhatibs Ziel ist ein Staat für die Palästinenser an der Seite Israels und die Rückkehr der Flüchtlinge, die seit 1948 als menschliches Druckmittel gegen Israel indoktriniert werden, in diesen zu schaffenden Staat.

„Yahya Sinwar war ein Monster“ - Zitat des israelischen Militärsprechers Arye Shalicar

Der israelische Militärsprecher Arye Shalicar ordnet im Interview die gegenwärtige Kriegssituation in Gaza und im Libanon ein. Er kritisiert dabei den Westen für seine lasche Haltung zum Iran und nimmt die UNO in die Pflicht.

Nach dem brutalen Massaker der Hamas am 7. Oktober 2013, bei dem mehr als 1300 Israelis ermordet worden sind, befindet sich Israel seit einem Jahr in einem Mehrfrontenkrieg. Der Hamasführer Yahya Sinwar, der als Architekt des 7. Oktober gilt, konnte zwar im Gazastreifen getötet werden, die Situation hat sich aber dadurch noch nicht verbessert.

Die Hamas wurde in Gaza zwar nachhaltig geschwächt, die Strukturen konnten auch weitgehend zerschlagen werden, aber immer noch sind mehr als 100 Israelis in Geiselhaft der Hamas. Dazu kommt die latente Bedrohung aus dem Iran und der Krieg im Norden gegen die Terrororganisation der Hisbollah, die Israel nach wie vor fast täglich mit Raketen beschießt.

Der israelische Militärsprecher Arye Shalicar ordnet im Mena-Watch-Interview die gegenwärtig Kriegslage in Gaza und im Libanon ein, und erklärt, welcher Bedrohungslage Israels derzeit wirklich noch ausgesetzt ist. Er kritisiert dabei scharf den Westen, dass er beim Iran, der die komplette Region seit Jahrzehnten destabilisiert und ein Netz des Terrors aufgezogen hat, zu lange zugeschaut hat.

Shalicar nimmt auch die Vereinten Nationen in die Pflicht, der er bei ihrer Kontrollfunktion als Beobachter im Libanon ein völliges Versagen attestiert. Wie lange der Krieg seiner Ansicht noch dauern könnte, kann er nicht beantworten. Oberstes Ziel sei, dass man für Israel eine nachhaltige Sicherheit garantiert, denn dass sein man unseren Kindern schuldig, so Shalicar.

Danielle Spera: „Israel ist eine wehrhafte Demokratie“

Die ehemalige Journalistin und Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, Danielle Spera, zieht im großen Mena-Watch-Interview Bilanz zum Jahrestag des 7. Oktober.

Nach den grauenhaften und brutalen Massakern der Hamas am 7. Oktober 2023 befindet sich Israel seit einem Jahr in einem Mehrfrontenkrieg.

Der Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen hat sich auf den Norden ausgeweitet, wo Israel gegen die Hisbollah kämpft, und auch gegen den Iran, der Israel zum zweiten Mal direkt mit Hunderten von Raketen angegriffen hat.

Die ehemalige Journalistin, Direktorin des Jüdischen Museums in Wien und Herausgeberin des jüdischen Magazins "NU" analysiert im Mena-Watch-Interview, wie sich die israelische Gesellschaft in den vergangenen 12 Monaten verändert hat und warum Israel weltweit zu einem Paria geworden ist.

Spera erklärt, dass Israel sich trotz des großen internationalen Drucks nicht beugen werde und eine wehrhafte Demokratie sei. Sie stuft die schwindende Solidarität des Westens als sehr gefährlich ein und betont, dass der Kampf Israels auch ein Kampf für die Freiheit von uns allen ist. Wie fast alle Expertinnen und Experten sieht auch Spera das Mullah-Regime im Iran als Verursacher der Probleme im Nahen Osten.

Sie würde sich deshalb mehr Druck von der internationalen Staatengemeinschaft auf den Iran wünschen. Dass im Westen der Antisemitismus quer durch alle Gesellschaftsschichten immer mehr zunimmt, bereitet auch Spera große Sorgen. Sie selbst erfährt trotz vieler öffentlicher Auftritte fast nur positive Reaktionen, was sie trotz der dramatischen Situation auch ein wenig optimistisch stimmt.

Markante Politikerin im EU-Parlament: Marie-Agnes Strack-Zimmermann

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Markus Stephan Bugnyar: "Für Israel geht es um die Existenz"

Der Rektor des Österreich-Hospiz in Jerusalem Markus Stephan Bugnyar im großen Interview über den 7.Oktober, den Krieg gegen die Hamas und wie sich die israelische Gesellschaft im vergangenen Jahr verändert hat.

Der aus dem Burgenland stammende Markus Stephan Bugnyar leitet das Österreich-Hospiz in Jerusalem seit zwanzig Jahren. Der 1975 geborene römisch-katholische Priester baute das Hospizals wichtiges Zentrum des interreligiösen Dialogs aus und gilt als scharfsinniger Beobachter der politischen Situation in Israel und im Nahen Osten.

Im Mena-Wacht Interview erzählt Bugnyar wie er den 7. Oktober selbst erlebte, wann er das wirkliche Ausmaß begriffen hat und welche Auswirkungen der mörderische Terroranschlag der Hamas auf die israelische Gesellschaft bis heute hat.

Im Gespräch analysiert er auch das aktuelle Kriegsgeschehen, und sagt, dass in Israel ein offener und differenzierte politischer Diskurs quer durch alle politischen Gesellschaftsschichten geführt wird. Ganz im Gegenteil zum Westen, wo, wie Bugnyar sagt, wo ein reines Schwarz-Weiß-Denken über Israel und den Krieg herrscht.

Bugnyar berichtet auch, dass er in Gesprächen mit vielen Palästinensern einen völlig anderen Blickwinkel auf den Krieg und die Hamas herauslesen kann, dass viele Menschen ihre Meinung aber aus Angst nie öffentlich sagen würden.

Friedensverhandlungen sieht Bugnyar, als sehr schwierig an, solange die Palästinenser nicht untereinanderals Einheit auftreten. Wichtig wäre laut Bugnyar, dass nicht Dritte über einen Frieden zwischen Israelis und Palästinenser verhandeln, sondern, dass es direkte Gespräche auf Augenhöhe bräuchte. Obwohl er immer optimistisch in die Zukunft blickt, sieht er Letzteres derzeit aber in weiter Ferne.

Brig. Gerald Karner: „Es wird keinen Flächenbrand geben“

Der Militärexperte Gerald Karner analysiert im Mena-Watch-Interview die militärische Situation in Gaza und im Libanon.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober des Vorjahres, bei dem mehr als 1.300 Israelis bestialisch ermordet und mehr als 200 Geiseln von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden sind, greift auch die im Südlibanon operierende Hisbollah Israel fast täglich mit hunderten Raketen an. Der Norden Israels wurde evakuiert, rund 70.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Vor ein paar Tagen startetet Israel eine groß angelegte Gegenoffensive mit gezielten Luftschlägen gegen militärische Stellungen, der vom Iran finanzierten Hisbollah.

Vorausgegangen ist eine in der militärischen Geschichte beispielslose Geheimdienstaktion, bei der mit Sprengstoff präparierte Pager und Walkie-Talkies gleichzeitig zur Explosion gebracht worden sind und tausende Hisbollah-Terroristen verletzten, darunter auch der iranische Botschafter im Libanon, der mit einem Hisbollah-Pager ausgestattet.

Der Militärexperte Gerald Karner, der lange im österreichischen Bundesheer im Rang des Brigadiers tätig gewesen ist, sagt im Mena-Interview, dass die Kommandostruktur der Hisbollah durch die Pagerattacke, aber auch durch die gezielte Tötung von Hamas-Kommandanten nachhaltig geschwächt werden konnten. Auch das Raketenarsenal dürfte stark dezimiert worden sein, wodurch auch die Angriffsfähigkeit der Hisbollah immer schwächer wird.

Den Einsatz von Bodentruppen erwartet Karner nicht. Er glaubt, dass Israel die Luftschläge noch ausweiten wird, um die Bedrohungslage auf ein Minimum zu reduzieren, so dass die Menschen wieder in den Norden zurückkehren können. Einen Flächenbrand sieht er nicht, auch nicht, dass der Iran aktiv in den Krieg eingreifen wird. Nicht zuletzt auch durch die starke militärische Präsenz der USA in der Region.

Im Gaza-Streifen sieht Karner mittlerweile eine massive Schwächung der Hamas, die nur noch im Häuserkampf aktiv werden kann. Das israelische Militär wäre jetzt gefordert, alle Tunnel zu sichern, um so auch noch die letzten lebenden Geiseln befreien zu können.

Fußball Kommentator, Legende, Marcel Reif, ein Mensch mit Wertekanon - Sei a Mensch

Marcel Reif war schon vieles: Fußballspieler, politischer Redakteur, Boutiquebesitzer, ‚ausgezeichneter‘ Sportkommentator. Aber seit Anfang dieses Jahres ist noch etwas hinzugekommen: Seine Rede im Bundestag zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, die unter der Überschrift ‚Sej a Mentsch‘ stand, seinem Vater gewidmet war und die die Menschen bis heute bewegt.

Im Gespräch mit Maya Zehden wird ein kleiner Ausschnitt des Menschen Marcel Reif sichtbar. Ein Mensch mit Wertekanon, der besonders Antisemitismus verabscheut, aber auch jede andere Form von Diskriminierung. Dazu gehört sein Unverständnis darüber, dass internationale Sportverbände, wenn sie unsportliches Verhalten gegenüber Israelis oder menschenfeindliche Sprüche aus dem Publikum zulassen bzw. nicht sanktionieren oder finanziellen Gewinnen zuliebe, ihre Grundwerte verraten.

Christliche Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus

Die Nähe der traditionellen christlichen Judenfeindlichkeit sowohl zum modernen Antisemitismus als auch zum Hass auf Israel wird in der deutschen Antisemitismus-Debatte weitgehend verschleiert. Dr. Tilman Tarach zeigt, dass zentrale Elemente des Antisemitismus und des Antizionismus ein Echo alter christlicher Vorstellungen von den Juden sind.

Im Vortrag wird auch die Genese des Antisemitismus von Akteuren wie der Hamas dargestellt werden. Der Koran und die islamische Überlieferung zeigen, dass der Islam das negatives Judenbild vom Christentum geerbt hat. Der islamisch geprägte Judenhass hat indessen aus historischen Gründen eine eigene Dynamik entwickelt.

Im Anschluss an den Vortrag können Fragen gestellt werden. Moderation: Maya Zehden

Über Tarachs 2022 erschienenes Buch ‚Teuflische Allmacht‘ schrieb Joël Ben-Yehoshua im Magazin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, es trage „insbesondere zum Verständnis des sich oft antirassistisch gerierenden israelbezogenen Antisemitismus bei“.

Micha Brumlik bemerkte in der Frankfurter Rundschau, der Autor belege „die Annahme, dass ein unbewusstes Bild vom Juden, der Christus ablehnt und somit als Bedrohung der eigenen Identität erscheint, der eigentliche Antrieb des Judenhasses bis in die Gegenwart“ sei.

Unter anderem könne Tarach nachweisen, „wie sehr doch der vermeintlich kirchenfeindliche Hitler vom christlichen Antijudaismus zehrte, so auch Heinrich Himmler bis hin zu einer der herausragenden Persönlichkeiten der Bekennenden Kirche, Martin Niemöller.“ Klaus Hillenbrand bemängelte in der taz zwar, Tarach unternehme „keine Analyse des modernen, rassistisch geprägten Antisemitismus“.

Doch zeige er „überzeugend, wie stark christliche Motive den NS-Antisemitismus prägten – und weit darüber hinaus“, nämlich heutzutage „bei Beschuldigungen gegen den Staat Israel – und dies jetzt auch von muslimischer Seite.“

»Die UNO hat nach dem 7. Oktober 2023 komplett versagt«

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Am Abend des 11. September war Hillel Neuer, der Executive Director der in Genf ansässigen Menschenrechtsorganisation UN Watch, auf Einladung einiger jüdischer Organisationen im Gemeindezentrum der IKG in Wien zu Gast.
In seinem Vortrag legte Neuer dar, wie die Vereinten Nationen nicht erst seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023, vor allem aber seit diesem größten Massenmord an Juden sei dem Holocaust komplett versagt haben.

Von Generalsekretär Antonio Guterres abwärts verurteilten verschiedene UNO-Vertreter gelegentlich zwar pro forma die Verbrechen, die an Israelis begangen worden waren, legitimierten diese sodann aber immer wieder als angebliche Reaktionen auf Vergehen, die Israel sich zu schulde kommen habe lassen. Während UNO-Vertreter in einem fort dem jüdischen Staat horrende Verbrechen vorwarfen, brachten sie nur in seltenen Fällen den Namen Hamas über die Lippen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen etwa, die jährliche mehr als ein Dutzenden Resolutionen verabschiedet, in denen Israel an den Pranger gestellt werden, hat nicht ein einziges Mal die Hamas verurteilt.

Schwerpunktmäßig widmete sich Neuer dem notorisch israelfeindlichen UNO-Menschenrechtsrat, der durch und durch antisemitischen »Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas« Francesca Albanese und dem Palästinenser-Hilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA, dessen Hamas-Verbindungen nicht erst bekannt geworden sind, als sich Mitarbeiter dieser größten UNO-Organisation der Welt am 7. Oktober direkt am Massaker an Israelis beteiligten.

Auch wenn sich der Einsatz gegen die Israelfeindschaft bei den Vereinten Nationen oft wie der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen anfühlt, gibt es manchmal auch Erfolgsmeldungen. So berichtete Neuer, dass das Schweizer Parlament unlängst beschlossen hat, die Finanzierung der UNRWA einzustellen – ein Vorbild, dem hoffentlich auch andere Länder folgen werden