Der Mena-Talk

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Der unabhängige Nahost Think-Tank

Fußball Kommentator, Legende, Marcel Reif, ein Mensch mit Wertekanon - Sei a Mensch

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Marcel Reif war schon vieles: Fußballspieler, politischer Redakteur, Boutiquebesitzer, ‚ausgezeichneter‘ Sportkommentator. Aber seit Anfang dieses Jahres ist noch etwas hinzugekommen: Seine Rede im Bundestag zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, die unter der Überschrift ‚Sej a Mentsch‘ stand, seinem Vater gewidmet war und die die Menschen bis heute bewegt.

Im Gespräch mit Maya Zehden wird ein kleiner Ausschnitt des Menschen Marcel Reif sichtbar. Ein Mensch mit Wertekanon, der besonders Antisemitismus verabscheut, aber auch jede andere Form von Diskriminierung. Dazu gehört sein Unverständnis darüber, dass internationale Sportverbände, wenn sie unsportliches Verhalten gegenüber Israelis oder menschenfeindliche Sprüche aus dem Publikum zulassen bzw. nicht sanktionieren oder finanziellen Gewinnen zuliebe, ihre Grundwerte verraten.

Christliche Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus

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Die Nähe der traditionellen christlichen Judenfeindlichkeit sowohl zum modernen Antisemitismus als auch zum Hass auf Israel wird in der deutschen Antisemitismus-Debatte weitgehend verschleiert. Dr. Tilman Tarach zeigt, dass zentrale Elemente des Antisemitismus und des Antizionismus ein Echo alter christlicher Vorstellungen von den Juden sind.

Im Vortrag wird auch die Genese des Antisemitismus von Akteuren wie der Hamas dargestellt werden. Der Koran und die islamische Überlieferung zeigen, dass der Islam das negatives Judenbild vom Christentum geerbt hat. Der islamisch geprägte Judenhass hat indessen aus historischen Gründen eine eigene Dynamik entwickelt.

Im Anschluss an den Vortrag können Fragen gestellt werden. Moderation: Maya Zehden

Über Tarachs 2022 erschienenes Buch ‚Teuflische Allmacht‘ schrieb Joël Ben-Yehoshua im Magazin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, es trage „insbesondere zum Verständnis des sich oft antirassistisch gerierenden israelbezogenen Antisemitismus bei“.

Micha Brumlik bemerkte in der Frankfurter Rundschau, der Autor belege „die Annahme, dass ein unbewusstes Bild vom Juden, der Christus ablehnt und somit als Bedrohung der eigenen Identität erscheint, der eigentliche Antrieb des Judenhasses bis in die Gegenwart“ sei.

Unter anderem könne Tarach nachweisen, „wie sehr doch der vermeintlich kirchenfeindliche Hitler vom christlichen Antijudaismus zehrte, so auch Heinrich Himmler bis hin zu einer der herausragenden Persönlichkeiten der Bekennenden Kirche, Martin Niemöller.“ Klaus Hillenbrand bemängelte in der taz zwar, Tarach unternehme „keine Analyse des modernen, rassistisch geprägten Antisemitismus“.

Doch zeige er „überzeugend, wie stark christliche Motive den NS-Antisemitismus prägten – und weit darüber hinaus“, nämlich heutzutage „bei Beschuldigungen gegen den Staat Israel – und dies jetzt auch von muslimischer Seite.“

»Die UNO hat nach dem 7. Oktober 2023 komplett versagt«

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Am Abend des 11. September war Hillel Neuer, der Executive Director der in Genf ansässigen Menschenrechtsorganisation UN Watch, auf Einladung einiger jüdischer Organisationen im Gemeindezentrum der IKG in Wien zu Gast.
In seinem Vortrag legte Neuer dar, wie die Vereinten Nationen nicht erst seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023, vor allem aber seit diesem größten Massenmord an Juden sei dem Holocaust komplett versagt haben.

Von Generalsekretär Antonio Guterres abwärts verurteilten verschiedene UNO-Vertreter gelegentlich zwar pro forma die Verbrechen, die an Israelis begangen worden waren, legitimierten diese sodann aber immer wieder als angebliche Reaktionen auf Vergehen, die Israel sich zu schulde kommen habe lassen. Während UNO-Vertreter in einem fort dem jüdischen Staat horrende Verbrechen vorwarfen, brachten sie nur in seltenen Fällen den Namen Hamas über die Lippen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen etwa, die jährliche mehr als ein Dutzenden Resolutionen verabschiedet, in denen Israel an den Pranger gestellt werden, hat nicht ein einziges Mal die Hamas verurteilt.

Schwerpunktmäßig widmete sich Neuer dem notorisch israelfeindlichen UNO-Menschenrechtsrat, der durch und durch antisemitischen »Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas« Francesca Albanese und dem Palästinenser-Hilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA, dessen Hamas-Verbindungen nicht erst bekannt geworden sind, als sich Mitarbeiter dieser größten UNO-Organisation der Welt am 7. Oktober direkt am Massaker an Israelis beteiligten.

Auch wenn sich der Einsatz gegen die Israelfeindschaft bei den Vereinten Nationen oft wie der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen anfühlt, gibt es manchmal auch Erfolgsmeldungen. So berichtete Neuer, dass das Schweizer Parlament unlängst beschlossen hat, die Finanzierung der UNRWA einzustellen – ein Vorbild, dem hoffentlich auch andere Länder folgen werden

Alan Posener: Wer bei Demos gegen Gesetze verstößt, muss bestraft werden – das ist eine Chance

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Früher kommunistischer Aktivist, heute konservativer Wortstilist – Alan Posener, deutsch-britischer Journalist, war nach dem Studium erst Lehrer, dann Schriftsteller und ist bis heute ein gefragter Kommentator für politische Themen. Ein Grund für seine fundierten Analysen ist seine persönliche Auseinandersetzung mit der maoistischen KPD als Funktionär während seines Studiums und dann die Erkenntnis, dass der Kommunismus nicht sein Weg sein kann.

Durchaus vertraut mit teils aggressiven Formen des Protestes war er sich damals darüber im Klaren, dass er bestraft wird, wenn er Grenzen überschreitet. Das fordert er heute auch für die jungen, teils naiven aufständischen Student(inn)en bei ihren anti-israelischen Demonstrationen, wenn Gewalt oder ihre Androhung gegen Andersdenkende und jüdische Mitstudent(inn)en ausgeübt werden.

Poseners Blick auf Israel und den andauernden Konflikt mit seinen Nachbarn ist von innen über teils auch sehr linke Familienmitglieder geschärft. Als Betroffene würden sie dennoch Pazifismus als Selbstmord ihres Staates ansehen.

Historisch ordnet Posener die aktuelle Bedrohungslage Israels und die weltweiten Proteste gegen den jüdischen Staat In klaren Worten als beispiellos ein. Eine unangenehme Rolle spielen dabei die Vereinten Nationen und ihre Sonderbeauftragte für die Region, Francesca Albanese, aber auch Joseph Borell von der EU.

Was Religion mit diesem Konflikt zu tun hat und welche Rolle unter anderem Musik für ihn persönlich spielt – darüber und mehr spricht Alan Posener mit Maya Zehden

Dr. Samuel Schidem spricht mit Maya Zehden

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Dr. Samuel Schidem ist Israeli und Druse, lebt in Berlin und verkörpert mit seinem Engagement das, was ihn seine Kindheit im heiligen Ort Isifiya, einem biblischen Ort auf dem Berg Carmel, gelehrt hat. Dort leben mehrheitlich ca 60 Prozent Drusen friedlich und teilweise freundschaftlich zusammen mit anderen Religionen wie beispielsweise Christen, Buddhisten, messianischen Juden und Muslimen.

Im Gespräch mit Maya Zehden erklärt er eindrucksvoll drusische Befindlichkeiten - ihre Jahrtausende alte Verbindung zu der Region, ihre Loyalität zum Staat, in dem sie leben und ihre individuelle Religion. Der Angriff auf israelisch-drusische Kinder Ende Juli 2024 war nicht nur von der Hisbollah gegen Israel gerichtet. Schidem ist sicher, dass es auch ein Angriff auf die sich nicht am Terror beteiligende Minderheit der Drusen war. Die Loyalität der Drusen gegenüber Israel sollte damit erschüttert werden.

Schidem ist promovierter Philosoph, arbeitet in vielen verschiedenen Einrichtungen im Bereich interkulturelle Bildung und hat auch Programme für jüdisch-muslimische Beziehungen und Erziehung zum Frieden erarbeitet. Unter anderem ist er Dozent an der Uni Potsdam / Philosophische Fakultät / Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft und hat auch im Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn jüdische Ethik unterrichtet.

Aktuell liegt ihm die 2013 gegründete, internationale Initiative ROZANA am Herzen, die die Zusammenarbeit zwischen Palästinensern und Israelis im Bereich Gesundheitswesen fördern will.

2024.08.10. - Peter Huemer im Talk mit Stefan Ruzowitzky

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Gesprächspartner von Peter Huemer ist der Filmemacher STEFAN RUZOWITZKY, Oscarpreisträger für seinen Konzentrationslager-Film "Die Fälscher". Einige Jahre nach diesem Spielfilm hat Ruzowitzky einen Dokumentarfilm gedreht, der sich mit einem besonders grausigen Verbrechen der Menschheitsgeschichte befasst: mit den nationalsozialistischen Massenerschießungen von jüdischen Männern, Frauen und Kindern im Osten Europas, denen binnen weniger Jahre etwa zwei Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind.

Ruzowitzkys Film heißt "Das radikal Böse" und versucht zu ergründen, warum "ganz normale Männer" (der Historiker Christopher Browning) das getan haben. Sie mussten nicht der SS angehören, sie mussten nicht einmal Nationalsozialisten sein - gemordet haben sie trotzdem. Warum? Und warum haben sich so wenige dagegen gestellt - selbst dann, wenn sie nicht mitmorden mussten?
Stefan Ruzowitzky und Peter Huemer gehen diesen Fragen nach. Und fragen auch, was wir heute daraus lernen können.

2024.08.03. - Rabbi Margolin im Talk with Maya Zehden

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EJA - Maya Zehden spricht in Amsterdam mit Rabbiner Menahem Margolin in Amsterdam 3. Juni 2024

“Fighting back for our Future” – Under this title, numerous European Jewish communities met in Amsterdam to exchange ideas at a critical time at the invitation of the European Jewish Association (EJA) – The Jewish Voice of Europe. EJA Chairman Rabbi Menachem Margolin speaks with Maya Zehden about the background of EJA, its challenges and the goals of the conference.

The European Jewish Association (EJA) - The Jewish Voice of Europe - is an umbrella organization that represents Jewish communities and organizations across Europe. EJA lobbies European and national politicians with initiatives that aim to contribute to the fight against anti-Semitism and intolerance and the preservation of religious ritual practices in EU member states.

The chairman of the European Jewish Association is Rabbi Menachem Margolin. He graduated from the Yeshiva in New York and became program director at the Rabbinical Center for Europe in 2004. In 2010 he became general director of the European Jewish Association.
Margolin reports on the current problems of the Jewish community in Europe, talks about cooperation partners in the 34 affiliated countries in which EJA operates, and what goals need to be achieved together in the future.

‚Fighting back for our future’ – Unter diesem Titel trafen sich zahlreiche europäische Jüdische Gemeinden in Amsterdam zum Gedankenaustausch in einer kritischen Zeit auf Einladung der European Jewish Association (EJA) – The Jewish Voice of Europe. Der Vorsitzende von EJA, Rabbiner Menachem Margolin, spricht mit Maya Zehden über Hintergründe zu EJA, seine Herausforderungen und die Ziele der Konferenz.

Die European Jewish Association (EJA) – The Jewish Voice of Europe - ist eine Dachorganisation, die jüdische Gemeinden und Organisationen in ganz Europa vertritt. EJA leistet Lobbyarbeit bei europäischen und nationalen Politikern mit Initiativen die das Ziel haben, zur Bekämpfung von Antisemitismus und Intoleranz und der Bewahrung religiöser Ritualpraktiken in den EU-Mitgliedstaaten beizutragen.

Vorsitzender der European Jewish Association ist Rabbiner Menachem Margolin. Er hat seinen Abschluss an der Yeshiva in New York gemacht und wurde 2004 Programmdirektor am Rabbinical Center for Europe. 2010 wurde er Generaldirektor der European Jewish Association.
Margolin berichtet von den aktuellen Problemen der Jüdischen Gemeinschaft in Europa, spricht über Kooperationspartner in den 34 angeschlossenen Ländern, in denen EJA tätig ist, und welche Ziele gemeinsam bewältigt werden müssen in der Zukunft.

2024.07.27. - Aya Jalal im Talk with Thomas v.den Osten-Sacken

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Ten years ago, on August 3, 2014, the Islamic State (IS) conquered the Sinjar Mountains in northern Iraq, which were inhabited by Yazidis, massacred thousands of men and abducted over 5,000 women and girls into slavery. Hundreds of thousands of Yazidis fled to the Kurdish autonomous regions, where the majority of them still live as internally displaced persons in camps. The crimes committed by IS have been classified as genocide by several parliaments, including the German Bundestag.

This is of little help to the Yazidis, as their situation in Iraq has not changed for the better in the last ten years. Sinjar is still largely destroyed and is being fought over by various armed actors. This is why only a few Yazidi families have returned there so far.

The Iraqi central government now wants to change this with external pressure: it has announced that it will no longer support the camps financially from August onwards and thus wants to force a mass return. Anyone who registers with the authorities by the end of July will receive the equivalent of just over 2,000 euros to start a new life there.

Aya Jalal, an employee of the Jinda Center in Dohuk, which has been looking after Yazidi survivors of the genocide for many years, talks to Thomas von der Osten-Sacken about the situation in the camps shortly before the deadline, which falls almost exactly on the tenth anniversary of the genocide.

Zehn Jahre nach dem Völkermord: Ungewisse Zukunft der Jesiden im Irak

Vor zehn Jahren, am 3. August 2014, eroberte der Islamische Staat (IS) das von Jesiden bewohnte Sinjar-Gebirge im Nordirak, massakrierte tausende Männer und verschleppte über 5.000 Frauen und Mädchen in die Sklaverei. Hunderttausende Jesidinnen und Jesiden flohen damals in die kurdischen Autonomiegebiete, wo die Mehrheit von ihnen bis heute als Binnenvertriebene in Lagern lebt. Die Verbrechen des IS wurden von mehreren Parlamenten, unter anderem auch vom Deutschen Bundestag, als Völkermord klassifiziert.

Den Jesiden hilft das wenig, denn ihre Lage im Irak hat sich in den letzten zehn Jahren nicht zum Besseren geändert. Der Sinjar ist weiterhin größtenteils zerstört und zwischen verschiedenen bewaffneten Akteuren umkämpft. Deshalb sind bislang auch nur wenige jesidische Familien dorthin zurückgekehrt.

Das will die irakische Zentralregierung nun mit äußerem Druck ändern: Sie hat angekündigt, ab August die Lager nicht weiter finanziell unterstützen zu wollen und möchte so eine Massenrückkehr forcieren. Wer sich bis Ende Juli bei den Behörden meldet, erhält umgerechnet etwas mehr als 2.000 Euro, um dort ein neues Leben zu beginnen.

Aya Jalal, Mitarbeiterin des Jinda Zentrum in Dohuk, das sich seit vielen Jahren um jesidische Überlebende des Völkermordes kümmert, spricht mit Thomas von der Osten-Sacken über die Lage in den Camps kurz vor Ablauf der Frist, der fast genau auf den zehnten Jahrestag des Völkermordes fällt.

2024.07.24. - Martin Weiss, ehemaliger Botschafter Österreichs in Israel und den USA

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In den USA bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Nach Joe Bidens Rücktritt von der Präsidentschaftskandidatur und der nur mehr formal zu bestätigenden Nominierung von Kamala Harris als neue Kandidatin, sind die Karten für die Wahl im November neu gemischt.

Trump, der nach dem vereitelten Attentat wie der sichere Sieger aussah, muss sich jetzt einer wesentlich jüngeren schwarzen Frau stellen. Harris machte als Vizepräsidentin zwar nicht immer eine glückliche Figur, hat aber das Momentum derzeit auf ihrer Seite hat und liegt in den ersten Umfragen gleichauf.

Trumps Wahlkampfteam muss sich eine neue Erzählung einfallen lassen, die Wahlkampfstrategie war komplett auf Biden ausgerichtet. Experten befürchten, dass der Wahlkampf jetzt noch schmutziger wird als er jetzt schon ist. Unabhängig davon, ist einer der spannendsten Fragen, wie sich die USA unter Trump oder Harris weltpolitisch neu positionieren werden.

Nicht nur hinsichtlich der Ukraine, Russland oder China, sondern vor allem auch was Israel und den Nahen Osten betrifft. Im großen Mena-Watch-Interview analysiert mit Martin Weiss einer der profundesten Kenner der Region die unterschiedlichen Positionen von Trump und Harris und welche geopolitischen Auswirkungen ihre Wahl bringen könnten.

Weiss, der heute CEO des Salzburg Global Seminar ist, war davor österreichischer Botschafter in Israel und in den USA. Weiss erklärt unter anderen, wie sich die Nahost-Politik unter Trump und Harris verändern könnte, welche Chancen es mit wem auf eine Beendigung des Krieges geben könnte, wie die USA künftig mit dem Iran und Saudi-Arabien umgehen werden und ob Harris im Wahlkampf, um dem linken Flügel der Demokraten entgegenzukommen, eine distanziertere Israel-Politik als Joe Biden verfolgen wird.

2024.07.19. - Moussa al-Hassan Diaw im Interview

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Der Islamexperte und Extremismusforscher Moussa al-Hassan Diaw spricht im Interview über die bedrohliche Ausbreitung des politischen Islams und wie der 7. Oktober seine Präventionsarbeit verändert hat.

Seit Wochen finden in Wien Bandenkriege zwischen Syrern, Afghanen, Tschetschenen und Türken statt. Es handelt sich dabei um junge Migranten, die zum Teil schwer bewaffnet mit Messern und Pistolen aufeinander losgehen. Die blutige Bilanz sind mittlerweile mehrere schwer verletzte Personen. Dabei handelt sich um ethnische Konflikte, die aus dem Ausland nach Österreich getragen werden, die allerdings auch islamistisch aufgeladen sind.

Dabei würden sich die Gruppierungen gegenseitig vorwerfen, dass sie unislamisch sind, und dass sie selbst den wahren und reinen Islam leben und praktizieren würden, sagt Moussa al-Hassan Diaw im großen Mena-Watch-Interview.

Der Islamismusforscher gründete 2015 den Verein DERAD, ein Netzwerk für Extremismusprävention und Demokratie. Diaw arbeitet unter anderen im Auftrag des Justizministeriums mit verurteilten IS-Terroristen in Gefängnissen, betreut Gefährder auch nach der Haft, und hält mit seinen Teams Workshops in Schulen zu den Themen Islamismus, Antisemitismus und Extremismus ab.

Diaw warnt davor, dass der politische Islam unter vielen muslimischen Migrantinnen und Migranten immer mehr an Akzeptanz gewinnt, befeuert vor allem durch Social Media, wo mittlerweile hunderte Online-Prediger wie digitale Rattenfänger konservativen bis radikalen Islam-Content exakt auf diese Zielgruppen millionenfach verbreiten. Die Botschaften sind dabei immer gleich. Muslime werden in die Opferrolle gedrängt, der liberale Westen aber auch Israel werden zum Feindbild erklärt, ein Ausweg gegen die Unterdrückung sei dabei ausschließlich der Islam.

Wie gefährlich diese islamistischen Strömungen mittlerweile sind, lässt sich auch in den diversen Berichten von Verfassungsschutzdiensten ablesen, die eindringlich vor diesen Entwicklungen warnen.

Auch Diaw sagt, dass der politische Islam, aber auch Antisemitismus und Israelfeindlichkeit immer mehr zunehmen. Der mörderische Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober des Vorjahres habe diese Entwicklungen weiter bestärkt. In seiner Präventionsarbeit müsse er und sein Team deshalb immer mehr an Aufklärungsarbeit leisten, Bildungseinrichtungen seien damit völlig überfordert.

Diaw fordert, dass die Politik mehr Geld und Ressourcen in die Hand nehmen müsse und dringend gefordert sei, hier massiv mit umfassenden Maßnahmenpaketen gegenzusteuern, um islamistische Parallelgesellschaften, die mit westlichen und liberalen Werten nicht mehr kompatibel sind, zu vermeiden.

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Über diesen Podcast

Im Mena-Talk sprechen Persönlichkeiten aus Medien und Politik, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft über politische und gesellschaftliche Themen, die das Team von Mena-Watch bewegen. Der Themenbogen ist weiter gespannt als bei den Analysen auf der Website des Thinktanks.

Eine Produktion von Mena-Watch. Der unabhängige Nahost-Thinktank veröffentlicht täglich Nachrichten sowie Analysen und Kommentare renommierter Experten und Autoren zu aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten und Nordafrika. Ein Team von Politikwissenschaftlern, Historikern und Autoren garantiert die inhaltliche Substanz und Faktentreue jeder einzelnen Veröffentlichung. Mehr auf www.mena-watch.com.

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